Beim Thema Mutterschaft reden plötzlich alle mit. Familie und Freunde genauso wie wildfremde Personen. Alle haben eine Meinung dazu, wie man als Mutter sein sollte. Mit diesem Beldona Talk bringen wir das Muttersein da hin, wo es hingehört: zu jeder Frau und ihrer persönlichen Entscheidung. Karina Berger (53) ist seit 29 Jahren mit ihrem Mann Thomas zusammen und Mutter von zwei Töchtern, Noemi (27) und Shenay (14). Sie arbeitet als Eventmanagerin. Im Gespräch mit Karina reden wir über das Muttersein, Mutterliebe und den Muttertag.
Was bedeutet für dich Mutterliebe?
Für mich ist es die einzige bedingungslose Liebe. Ein ganz intensives, schönes Gefühl, das einem gegeben wird. Ich hatte dieses Gefühl jedoch nicht von Geburt an, sondern es wuchs von Tag zu Tag. Und zwischendurch, vor allem während der verrückten Pubertät, entliebte ich mich hin und wieder auch ein bisschen von meinen Kindern. Ich glaube, das ist von der Natur so gemacht, weil sie eines Tages aus dem Haus gehen und sich abnabeln.
In welchem Moment fühlst du dich als Mutter vollkommen glücklich?
Es gibt verschiedene Arten von Glück. Die eine Art von Glück fühle ich, wenn mich mein Kind umarmt und sagt, «I love you, Mom». Dieses Gefühl, dass man geschätzt wird für das, was man dem Kind gibt, was man ihnen alles ermöglicht. Das andere ist aber auch der Stolz, der mich erfüllt, wenn ich mein Kind bei einer Aufführung erlebe oder es sich gegenüber anderen sehr sozial und loyal verhält.
Und wann würdest du dich als Mutter am liebsten unter dem Sofa verkriechen?
Da gibt es verschiedene Momente. (lacht) Wenn sie sich zum Beispiel in meinen Augen unanständig in der Öffentlichkeit verhalten. Wenn sie etwas tun würden, wo ich ethisch nicht dahinterstehen könnte oder dass sie sich einfach so danebenbenehmen, dass man sie nicht mehr erträgt. Unter dem Sofa verkriechen ist vielleicht der falsche Ausdruck, aber es gibt Momente, da möchte ich gerne die Tür schliessen und sie weder sehen noch mit ihnen diskutieren.
Lässt man sich als Mutter von anderen beeinflussen?
Ich weiss nicht, ob beeinflussen das richtige Wort ist. Ich lasse mich gerne beraten, tausche mich oft mit Freundinnen und meinem Mann aus, wenn ich ihre Meinung zu einem Thema hören möchte, oder ich wissen will, ob ich vielleicht überreagiert habe. Ich bin kein Mensch, der sich gross von anderen beeinflussen lässt. Aber Ratschläge können sehr hilfreich und inspierend sein.
Eine Mutter sollte für das Wohl des Kindes sorgen und nicht für seinen Willen. Gelingt dir das immer?
Ich höre oft, dass ich sehr streng bin, was manchmal mit konsequent sein verwechselt wird. Es gibt Regeln und Grenzen in unserem Haushalt und ich will, dass diese eingehalten werden – und wenn nicht, bringt das gewisse Konsequenzen mit sich, die nicht immer im Sinne des Kindes sind. Zum Beispiel, wenn meine jüngere Tochter unter der Woche bis um 12 Uhr nachts wachbleiben möchte, obwohl sie am nächsten Morgen wieder früh raus muss. Dann entscheide ich entgegen ihrem Willen, was sie natürlich total daneben findet und ich dann die doofste Mutter der Welt bin. Kinder können solche Entscheidungen nicht fällen, weil sie im Jetzt leben, ihnen die Erfahrung fehlt und sie die Konsequenzen ihres Handels noch nicht abschätzen können.
Ist die Gesellschaft bereit für Mutter und Karriere?
Sicher hat sich vieles geändert und die Gesellschaft ist heute liberaler und aufgeschlossener, aber es gibt noch ganz viel Luft nach oben. Das beginnt schon beim Kinderbetreuungs-Angebot, welches nach wie vor nicht optimal gelöst ist. Die Kitas sind auf Eltern mit einem «9 to 5» Job ausgerichtet. Sobald flexiblere Zeiten gewünscht sind, muss sich eine Mutter ganz anders organsieren und neue Lösungen finden. Zudem sind die Kitas in der Schweiz wahnsinnig teuer. Da lohnt es sich für manche Mutter nicht, arbeiten zu gehen, um danach einen grossen Teil ihres Einkommens an die Kita abzugeben. Hier müsste unser Staat besser und aktiver unterstützen.
Als Frau hat man sehr viele verschiedene Rollen. Wann fühlst du dich als ganz Frau und weniger als Mutter?
Ich fühle mich eigentlich immer als «ganz Frau». (lacht). Nein, ich verstehe, was du meinst. Wenn ich zum Beispiel mit Melanie in den Ausgang oder in die Ferien gehe, sind das Ich-Zeit-Momente, die ich mir nehme. Diese kleinen Auszeiten sind extrem wichtig – nicht nur für mich, sondern auch für meinen Partner. Ich glaube, das ist auch ein Grund, wieso mein Mann und ich so lange zusammen sind. Leben und leben lassen. Wir sind nicht nur Eltern und ein Paar, sondern auch Individuen, die ihre Freiheiten leben dürfen. Denn, wenn ich zufrieden bin, bin ich doch auch automatisch happy meiner Familie gegenüber. Oder andersrum, wenn man frustiert ist, entlädt man das Ventil meistens bei den Menschen, die einem am nächsten sind.
Und die Kinder werden auch erwachsen. Was wünscht man sich für seine Kinder, wenn sie schlussendlich das Nest verlassen?
Einerseits, dass sie gelernt haben, auf ihren eigenen Beinen zu stehen, finanziell, aber auch mental, dass sie glücklich sind, sie keinen zu grossen Herzschmerz erleben müssen, dass sie erfolgreich in dem sind, was ihnen Freude bereitet. Man wünscht ihnen nur das Beste. Ich meine, das ist ja genau das, was man während fast 20 Jahren macht, man bereitet sie auf das Leben vor. Ausserdem wünsche ich mir, dass sie zurückschauen und sagen, «ich hatte eine schöne Kindheit.»
Findest du, dass Lingerie dein Selbstbewusstsein stärkt?
Wenn sie mir ein gutes Körpergefühl vermittelt, definitiv. Es muss auf jeden Fall sehr bequem sein. Ich mag schöne Dessous, weil es den Körper schmückt und betont und die Femininität unterstreicht.
Hast du denn das Gefühl, Lingerie fungiert als kleine Superkraft?
Schöne Lingerie gibt mir ein gutes Gefühl. Ich weiss, selbst jetzt, wenn ich mich vor jemandem bis auf die schönen Dessous ausziehen müsste, fühle ich mich stark und selbstsicher. (lacht). Heute Morgen bin ich in Unterwäsche an meinem Mann vorbeigelaufen und dann meinte er so «hmmm schön». Wenn der eigene Mann nach fast 30 Jahren immer noch so auf mich in diesen Dessous reagiert, gebe ich offensichtlich ein sinnliches Bild ab.
Was würdest du gerne den Mamis und werdenden Mamis da draussen mitgeben?
Mutter werden und Mutter sein sind zwei verschiedene Angelegenheiten. Da ist ein neues Leben, das im Bauch heranwächst, und dann die Geburt. Aber das eigentliche Muttersein bedeutet so viel mehr. Ich finde, man sollte nicht zu hohe Ansprüche an sich selbst stellen, denn das perfekte Mami gibt es nicht, auch wenn uns die Gesellschaft gerne das Bild der Vorzeigemutter zeichnet. Jede Mutter durchlebt diverse Lebenslagen, die alle sehr individuell und von vielen Faktoren abhängig sind. Am besten ist es, einfach Schritt für Schritt den Weg zum Muttersein zu gehen.
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