Silvia Jauch

Eine Frau sein und eine Amazone werden

Mein Gesicht ist aufgedunsen von den Medikamenten und ich bin erschöpft. Meine Beine sollten trainierter aussehen, fühlen sich aber an wie zittriger Gummi. Und erst mein Bauch – ich hätte nie gedacht, dass er sich so oft in Falten legen kann und mir derart übel ist.

Eine Frau sein und eine Amazone werden
Silvia Jauch
08.10.20

Ich bin krank geworden und mein Körper zeigt es mir deutlich mit all den Veränderungen, die er ertragen muss. Unser scheinbar unperfekter Körper, unsere Krankheiten oder unsere Handicaps dürfen uns nie das Gefühl geben, dass wir deswegen weniger Frau sind und uns deswegen nur noch mit existenziellen Themen beschäftigen sollen. Unsere guten Tage sollen gelebt werden mit vielen schönen Dingen und vor allem ganz ohne schlechtes Gewissen!

DU BIST UNGLAUBLICH STARK DANK ALL DEINER SCHWÄCHEN, DIE DU AN DIR SELBER LIEBST.


Wenn ich morgens aufstehe und mir alles wehtut, dann möchte ich mich im ersten Augenblick einfach verkriechen. Gerade gestern war so ein Tag. Ich wachte schon nachts auf und konnte mich kaum drehen. Mein ganzer Körper fühlte sich an wie in einem eisernen Schraubstock. Aber ich habe für mich etwas dazugelernt: Gerade dann, wenn mein Körper leidet, möchte ich besonders respektvoll mit ihm umgehen. Nicht mein Körper ist es, der mir Leid zufügt, sondern eine Krankheit, und die versucht er tagtäglich in Schach zu halten – was für eine Leistung. 


Also stehe ich auf und ziehe meine schönste Homewear an. Gestern fiel die Wahl auf einen blauen Morgenmantel mit wunderschöner Spitze, kombiniert mit einer luftigen weiten Hose und darunter kommt die sexy Comfort-Unterwäsche – sozusagen als Fundament für einen weiblichen Wohlfühltag. Dann ab ins Bad und ich benutze meine Lieblingscreme und trage ein wenig Lipgloss auf. Ich gehe sanft mit mir um und lasse viel Raum, um mich so wohl wie nur möglich zu fühlen – auch wenn ich gerade überhaupt nicht dem Idealbild von der erholten und fitten Frau entspreche.

Silvia Jauch, Fenelle, Feline Image without a name

Als Frau einem Ideal entsprechen zu wollen, hat nichts mit Schönheit zu tun. Mit jeder Selbstkritik schaden wir uns nur selbst und quetschen uns freiwillig in ein schmerzhaftes Korsett. Dabei geht das Frausein verloren, während wir wie wild an uns herumwerkeln, um perfekter zu werden. Wenn dann noch eine Krankheit hinzukommt, dann verlieren viele Betroffene das wunderbare Gefühl, eine Frau zu sein. Denn zu viele Klischees überlagern unsere Liebe zu uns selbst, während der weibliche Körper sich mit Schmerzen und vielleicht neuen Formen mitteilt. Und wenn wir an diesem Punkt angekommen sind, dann kommt die schwerste Zeit auf uns zu. Wir sind gezwungen, zu lernen, dass wir unabhängig von jedem Ideal die Frau sind, die wir sein möchten. Dieser Prozess erfordert viel Mut und Stärke. 

ICH WÜNSCHE MIR, DASS FRAUEN – MIT ODER OHNE KRANKHEIT ODER HANDICAP – SICH IMMER GETRAUEN, DIE FRAU ZU SEIN, DIE SIE SEIN MÖCHTEN UND SICH SELBER ALS GANZES KRAFTPAKET WAHRNEHMEN.


Wenn mir meine Krankheit etwas gelernt hat, dann dies, dass ich nur noch mir selber gefallen möchte und mein Leben geniessen will, so oft es geht. Ich entspreche keinem Klischee. Und das ist gut so! Ich bin mir genug und bin stolz darauf, was ich leiste – mit oder ohne Krankheit/Handicap. Und mein Körper hat nicht versagt – im Gegenteil. Er tut sein Bestes und kämpft jeden Tag, um mir den Halt zu geben, den ich brauche. Und ich sollte mein Bestes geben und ihn lieben, und zwar genauso wie er ist. Mit diesen Gedanken schaffe ich es, mit mir im Einklang zu bleiben. Denn genau hier liegt auch der springende Punkt, den man sich immer wieder bewusst machen sollte: Wie kann man sich schön und weiblich fühlen, wenn man davon ausgeht, dass der eigene Körper einem das Leben vermasselt? Eben, unmöglich. Die Krankheit ist nicht unser Körper. Danken wir ihm, dass er kämpft, indem wir ihn gernhaben, und zwar genau so wie er ist. 


Du bist unglaublich stark dank all deiner Schwächen, die du an dir selber liebst. 


Ich wünsche mir, dass Frauen – mit oder ohne Krankheit/Handicap – sich immer getrauen, die Frau zu sein, die sie sein möchten und sich selber als ganzes Kraftpaket wahrnehmen. Spreng deine Grenzen und schau dich an. Schau genau hin. Und du erkennst eine starke Frau mit einem Wunder von Körper, der so viel schafft – trotz einer Krankheit oder einem Handicap. Was für eine Leistung! Sei stolz auf dich und schäme dich nie wieder für deine Krankheit – denn diese steht dafür, dass du eine wundervolle Kämpferin bist! Und mit all diesen Gedanken, die nun im Kosmos herumschweben, werden wir das Klischee über uns Frauen mit Krankheiten ändern! Und zwar nachhaltig. 


Wir sind Amazonen!

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